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Anette Frisch

Buchtipp: Limitless

Die Irin Nuala Moore reist zu weit entlegenen Ozeanen, um ihre Liebe fürs Freiwasserschwimmen zu zelebrieren. Darüber schreibt sie in Limitless. Kann man damit was anfangen, wenn das Bad um die Ecke das Wasserzuhause ist? Ja, man kann - mit einer Ausnahme.






Worum geht’s?

Nuala Moore lebt in Dingle/Irland, sie ist Freiwasserschwimmerin. Und im Grunde ist das schon zu zurückhaltend formuliert. Sie ist eine Frau, die im Schwimmen die Extreme sucht. Zum Beispiel indem sie Irland einmal komplett umrundet, nach Murmansk fliegt, um dort die Ice Mile zu absolvieren oder ans symbolische Ende der Welt geht, um sich den Elementen der arktischen Drake Passage auszusetzen. In Limitless nimmt uns die heute 37-Jährige mit auf ihre Abenteuer, erzählt von Siegen, Verlusten, Schmerzen und ihren Adrenalin geschwängerten Höhenflügen.

 

Was kann es?

Spannend und lebendig von den extremen Expeditionen erzählen, denen sich Nuala Moore immer wieder aussetzt. Man erfährt viel darüber, wie man solche Abenteuer plant, wie man sich vorbereitet, welche Gefahren im und außerhalb des Meeres lauern, wie der Körper reagiert – vor allem, was er im Stande ist auszuhalten.


Beim Trip um Irland zum Beispiel bleibt ihr nichts anderes übrig, als durch ein Meer von Löwenmähnenquallen zu schwimmen, deren Stiche brennen und Taubheit erzeugen. Als sie sich in einem irischen Bergsee auf den Wettkampf am Polarkreis vorbereitet, ist sie so stark unterkühlt, dass sie das Bewusstsein verliert. Zu diesem Zeitpunkt kennt sie sich bereits sehr gut aus mit den Risiken des Schwimmens in Minusgraden, dennoch schätzt sie ihren Körper falsch ein.


Später dann nimmt sie es mit der gefährlichsten Strömung der Weltmeere auf, dort, wo sich Pazifik und Atlantik treffen, der Drake Passage. In diesem Kapitel gewinnt man den Eindruck, dass nicht der sportliche Ehrgeiz, sondern der Todestrieb Nuala Moore durchs Leben führt. Für so verrückt hält man ihre Entscheidung, die Strecke ohne Beiboot zu absolvieren. Das muss aufgrund der meterhohen Wellengang zurück zum Mutterschiff und Nuala Moore zurücklassen. Das Risiko ist real, die Sicht auf die Schwimmerin zu verlieren und sie damit nicht rechtzeitig aus der arktischen See zu fischen. Nun, das Buch wäre nicht erschienen, hätte Nuala Moore diesen Ritt verloren.




 

Was hat es mit mir zu tun?

Wenn ich verreise, und diesmal waren wir in Irland, suche ich nach guten Büchern, gern auch solche, in denen es ums Schwimmen geht. Limitless hatte mir mein Freund in Keer’s Bookshop in Clonakilty gekauft. Die Verkäuferin kennt Nuala Moore und hatte es ihm empfohlen. Ich habe etwas gebraucht, um es zu beginnen. Der Titel Limitless schreckte mich etwas ab, weil mich das Grenzenlose im Zusammenhang mit Schwimmen ängstigt.

 

Ich liebe es, sonst gebe es diesen Blog nicht, und seit gut zwei Jahren taste ich mich ans Freiwasserschwimmen heran, mit all den Unbehaglichkeiten, die es mit sich bringt. Zum Beispiel, die Sicherheit des Beckes aufzugeben; oder sich in der Dunkelheit des Sees eine Wasserleiche vorzustellen; bin hin zu der Imagination, dass mich die Tiefe des Meeres auf einmal einsaugen könnte.

 

Jemand wie Nuala Moore, die sich Gewässern mit Leib und Seele verschreibt, gleich welcher Wildheit, welcher Temperatur, ob allein oder im Team – das ist doch eine andere Liga. Gehöre ich dazu? Nein. Möchte ich dazu gehören? Nochmal nein. Möchte ich darüber lesen? Ja. Weil es mich in Gegenden führt, die ich nicht kenne und wahrscheinlich auch nicht kennenlernen werde.

 

So gern ich den wirklich spannend geschriebenen Abenteuern von Nuala Moore gefolgt bin und damit ihrem Leben, desto weniger mochte ich ihre Idee, dass Menschen nur über den Schmerz zu Größerem gelangen. Klar, verändern uns Schmerzen, aber dies als Glaubenssatz über das Leben zu stellen – und es mantaartig zu wiederholen – das war mir zu heroisch und zu blöd.


Warum sollte mich das interessieren?

Wenn du Schwimmen magst, sehr lebendig geschriebene Abenteuergeschichten und mehr über die Typologien unterschiedlicher Meere erfahren möchtest, dann wird dir das Buch gefallen. Und wenn du Extremsportlerin bist, die Wim Hoff Methode Kindergarten für dich ist und dich gern an der Grenze zwischen Leben und Tod bewegst: Go for it!

 

Die irische Freiwasserschwimmerin Nuala Moore
Nuala Moore mit ihrem Buch, das es nur auf Englisch gibt. © Open Water Pedia

Wer ist die Autorin?

Nuala Moore ist eine Frei- und Kaltwasserschwimmerin, Profi-Taucherin und Langstreckenschwimmerin. Sie ist weltweit der erste Mensch, der bei null Grad einen Kilometer in der Drake Passage geschwommen ist.  Die Irin erhielt das Frank-Golden-Stipendium für ihre Arbeit zur Aufklärung über die Sicherheit im kalten Wasser. Die 37-Jährige wurde von der World Open Water Swimming Association dreimal in die Liste der 50 abenteuerlichsten Frauen im Freiwasserschwimmen aufgenommen und stand zweimal in der engeren Auswahl für die Auszeichnung World Open Water Woman of the Year.


Kostprobe


Auszug von ihrem Schwimm in der Drake Passage

The water was darker than I had imagined and bitingly cold, but is was the size of waves that was upsetting me. I searched to find a pattern, some movement in the water that would allow me to see its intention, but there was none. Just undulating waves, coming from all directions at once. Some breaking, some billowing and then swirling. I wished I had more time to study theie movements. The reality of my swim was not matching my plan. How could I swim without my team close by in these conditions? What if I panicked and could'nt get my breathing right? The uncertainties of this swim were now huge. I felt the fear of letting go and not making progress, the risk of being tossed backwards and twisted by the waves, vulnerable to its power and failing to cross the meridian between the oceans. I was scared of going home having failed.

Limitless, Nuala Moore, 2023, Gill Books


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